Die Mythen der Insel haben die Seele und den Charakter der Bewohner von La Réunion geprägt. Sie sind die Zeugen der inseleigenen Geschichte. Noch heute sind diese Legenden aus früherer Zeit in allen Ecken von La Réunion allgegenwärtig.
Als wahrer Schmelztiegel ist die Insel der Treffpunkt aller Kulturen. Arlin, Irvin und Rachid, drei muslimische, hinduistische und christliche Freunde, werden uns dabei nicht widersprechen. Diese Helden, die nach der Wahrheit suchten und ihre Religionen verteidigen wollten, einigten sich in dem Moment, in dem sie das Meer vom höchsten Gipfel der Insel aus beobachteten. Diese Zusammenkunft (auf Frz. „réunion“) gab der Insel ihren Namen und wurde zu einer hübschen Fabel, die das Zusammenleben auf La Réunion würdigt.
Obwohl die Lavaströme des Piton de la Fournaise das Land der Insel fruchtbar machten, können sie manchmal zerstörerisch sein. Und die Bewohner von La Réunion wissen das nur allzu gut! Um sich vor dem Zorn des Vulkans zu schützen, stellte ein gewisser Monsieur Leroux auf seinen Feldern in der Stadt Sainte-Rose eine Jungfrau mit Sonnenschirm auf. Infolgedessen wurde sein Land auf wundersame Weise verschont und eine Legende war geboren.
Die Geschichte von La Réunion ist geprägt von zahlreichen Legenden von Männern und Frauen, die auf der Suche nach Unabhängigkeit sind. Die Statue der Schwarzen Madonna des Regenflusses, der Beschützerin von flüchtigen Sklaven, erinnert alle vorbeikommenden Besucher daran, dass die Freiheit eines der wertvollsten Güter ist.
Hinter den schönsten Landschaften der Insel können sich traurige Legenden verbergen. Der Brautschleier (Voile de la Mariée), der symbolträchtige Wasserfall von La Réunion, soll nach einer unmöglichen und tragischen Liebesbeziehung zwischen einem reichen Mann und einem einfachen jungen Mädchen entstanden sein, dessen Vater die Heirat des Paares nicht akzeptiert habe.
Während es angenehm ist bei einem Spaziergang den sanften Gesang der Weißschwanztropikvögel zu hören, können in den Gebieten von La Réunion auch störende Geräusche mitschwingen: Es sind die von Großmutter Kalle. Man erzählt sich, dass nach ihrem Tod die Seele dieser alten Dame mit einer zwiespältigen Vergangenheit überlebt habe und durch die Häuser der Insel streife, um düstere Vorzeichen zu verkünden.
Angesichts einiger fast unwirklicher Landschaften auf La Réunion ist es nicht verwunderlich, dass die Insel zu einem Land der Mythen wurde, in dem Legenden wie die von Sitarane alltäglich sind. Dieb und Mörder für die einen, Zauberer für die anderen, was sicher ist, ist, dass der Name Sitarane immer noch in allen Häusern der Insel widerhallt!
Auf der Insel La Réunion entstanden viele Mythen, von denen einige, Persönlichkeiten zu verdanken sind, die ihre eigenen Legenden aufgebaut haben: Roland Garros, ein Pionier der Luftfahrt, ist einer von ihnen. Seine Heldentaten in der Luft machten ihn zu einem der berühmtesten Reunionesen, und bis heute tragen viele Orte auf der Insel seinen Namen.
La Réunion hat über mehrere Jahrhunderte hinweg viele Entdecker über den Ozean kommend an Land gehen sehen, doch nicht alle kamen in Frieden, um einen Ort zu finden, an dem sie sich niederlassen konnten. Das Inselleben wurde lange Zeit von Piraten und anderen Freibeutern bestimmt, deren Geschichten heute Teil der Folklore von La Réunion sind.