Ein Blick hinter die Kulissen der Rumproduktion auf La Réunion!

Entdecken Sie die älteste Rumbrennerei von La Réunion, die noch immer in Betrieb ist! 

Wir schlagen die Richtung der Ostküste ein, wo sich Zuckerrohrfelder erstrecken, so weit das Auge reicht, um den Entstehungsprozess des berühmten Rums von La Réunion kennenzulernen. Das Erlebnis des heutigen Tages lässt uns in einen Betrieb eintauchen, der anders ist als alle anderen: Rivière du Mât, die größte Rumbrennerei der InselLa Réunion und zugleich die älteste, die heute noch in Betrieb ist.

Der Rum von La Réunion: ein altüberliefertes Handwerk.

Die Destillerie Rivière du Mât bietet Besichtigungen zu verschiedenen Tageszeiten an. Für die heutige Entdeckungstour haben wir uns für den Abendtermin entschieden, der nach der Rückkehr von unserem Wochenende im Cirque de Salazie am praktischsten ist.

Bei unserer Ankunft in Saint-Benoît im Stadtteil Beaufonds durchschreiten wir das Portal der Rumbrennerei, die sich gleich neben der „Waage“ befindet. Wir beobachten den regen Betrieb der cachalots*, die angefahren kommen, um den frisch geschnittenen Rohrzucker abzuladen. Uns weht schon ein angenehm süßer Duft entgegen.

Vor einem prächtigen, frisch renovierten Gebäude aus Basaltgestein treffen wir uns mit unserer heutigen Führerin, Véréna. „Das ist unser Laden“, beginnt sie. „Hier kommen wir am Ende der Besichtigung wieder her! Zunächst möchte ich Sie bitten, mir auf das Gelände der Destillerie zu folgen, um ihre Geschichte und die Geheimnisse der Rumproduktion auf La Réunion kennenzulernen.“

Dabei erfahren wir, dass die Destillerie Ihren Namen von einem der wichtigsten Ströme im Osten der Insel hat, dem Fluss Mât. „Sie wurde 1886 gegründet und sichert seither den Fortbestand einer altüberlieferten Handwerkskunst, die den Ruf der Rumspezialitäten im Lauf der Jahre gefestigt hat“, erläutert Véréna.

Die Destillerie Rivière du Mât produziert traditionellen Rum aus Melasse, die von den Zuckerfabriken der Insel kommt, Le Gol in Saint-Louis und Bois-Rouge in Saint-André.

Graffitimännchen und eine beeindruckende Produktionsstätte.

Nach einem Film von mehreren Minuten mit einem zusammenfassenden Überblick über die Örtlichkeiten und die verschiedenen Etappen der reunionesischen Rumproduktion betreten wir das Firmengelände. Begrüßt werden wir von einer imposanten Wandmalerei auf einem Fass, ein Werk des Streetart-Künstlers Jace, der auf La Réunion sehr bekannt ist. Neben den berühmten Graffitimännchen, die „Gouzous“ genannt werden, und der Destillerie zeigt dieses riesige Bild noch ein paar weitere Wahrzeichen von La Réunion, wie den Vulkan.

Inzwischen erkennen wir auch die gewaltige Größe der Anlage. „Die Kapazität der Destillerie liegt bei 40.000 Litern purem Alkohol pro Tag, also 80.000 Flaschen Rum mit 49 Prozent“, präzisiert unsere Führerin. „Die Produktion schwankt jedes Jahr zwischen 7,5 und 9,5 Millionen Litern reinem Rum.“

Wir besuchen nun die verschiedenen Betriebsanlagen, um mit den detaillierten Erklärungen unserer Führerin die verschiedenen Produktionsetappen des traditionellen Rums von La Réunion kennenzulernen. Los geht es mit der Gärung, diesem natürlichen, biologischen Prozess, bei dem der in der Melasse enthaltene Zucker mithilfe von Hefen in Alkohol verwandelt wird. Wir betrachten enorme Gärbottiche, in denen der „vergorene Wein“ entsteht. Der Versuchung, uns einmal über die Bottiche zu beugen, können wir nicht widerstehen. Als wir vorbeikommen, entnimmt ein Fachmann eine Probe von der Melasse und bietet uns somit die Gelegenheit, die schokoladige Farbe und die so besondere Konsistenz des Rohstoffs kennenzulernen, aus dem der traditionelle Rum produziert wird. Nun kommen wir zur Etappe der Destillation, bei der der Alkohol aus dem vergorenen Wein extrahiert wird. Danach wird der Alkohol bis zum anschließenden Export gelagert oder man lässt ihn in den Lagerräumen von Rivière du Mât in Saint-Louis reifen.

Eine innovative, umweltfreundliche Destillerie.

„Die Vinasse, einer der Rückstände des Brennvorgangs, hat 2011 mit der Methanisierung eine Aufwertung erfahren. Dieser Vorgang ermöglicht die Produktion von Biogas, das zur Versorgung der Anlage genutzt wird“, so unsere Führerin. „Durch diesen innovativen Prozess sind wir die einzige energieunabhängige Firma der Insel. Außerdem tragen wir zur Versorgung eines Teiles der Insel mit grünem Strom bei.“ Des Weiteren erfahren wir, dass die aus diesem Vorgang gewonnenen Düngemittel auf den Zuckerrohrfeldern zum Einsatz kommen, wo sie importierte chemische Düngemittel ersetzen. Von der Tradition bis zur Innovation, von der Geschichte des Zuckers bis zur Umweltverträglichkeit haben wir bei jeder Etappe unseres Besuches ein bisschen mehr über die Produktionsgeheimnisse des reunionesischen Rums erfahren.

Verkostung des legendären Rums von La Réunion.

Die Destillerie Rivière du Mât begnügt sich nicht damit, uns in die Geheimnisse der Rumproduktion einzuweihen. Sie bietet uns auch einen spannenden Überblick über die Geschichte des Zuckers auf der Insel. Wir unternehmen eine Reise in die Vergangenheit und entdecken die renovierten Überreste der Zeit, als es Zuckerfabriken in Hülle und Fülle gab. Der denkmalgeschützte Schornstein von Beaufonds zeugt vom Wandel der Stätte im Lauf der Jahrhunderte.

Zum Ausklang unserer Besichtigung gibt es eine Verkostung der Rumspezialitäten von Rivière du Mât im Rumkeller der Destillerie. Wir entdecken eine Auswahl von Rumsorten, weiß, veredelt oder alt. Jede Flasche erzählt eine einzigartige Geschichte. Während wir probieren – natürlich in Maßen – bringen uns Véréna und Sébastien bei, die Aromen zu erkennen, die der Rum verströmt. Die Kinder dürfen währenddessen den berühmten Sirup La Cuite versuchen. Dieses Geschmackserlebnis war der krönende Abschluss unseres Eintauchens in diese faszinierende Welt. Wir nutzen die Gelegenheit, die Erzeugnisse im Direktverkauf beim Produzenten zu erwerben. So können wir ein kleines Stück der Insel La Réunion mit nach Hause nehmen.

* So werden auf La Réunion die imposanten LKWs genannt, die den Rohrzucker transportieren.