Tauchen Sie ein in die Geschichte des ersten Vulkans der Insel La Réunion.
Erobern Sie den Tunnel des Westens
Sébastien entführt uns auf die Entdeckung einer der größten Lavatunnel der Insel, der vor zigtausend Jahren aus einer Eruption des Piton des Neiges entstand.
Handschuhe, Knieschützer, Schutzhelme, Stirnlampen und Klettergurte: Wir sind für den Abstieg in die Röhre gerüstet. Die erste Überraschung: Wir steigen nicht in den Tunnel hinab… wir klettern hinauf! Dank der von Sébastien installierten „via cordata“ schwingen wir uns der Reihe nach zum Tunneleingang hinauf, der sich in 6 Metern Höhe befindet.
Wir schalten die Stirnlampen ein, und nun quetschen wir uns geduckt in den Tunnel. Auf den ersten Metern ist die Decke ziemlich niedrig, aber sehr schnell erreichen wir riesige Stollen. Wir gewöhnen uns an die Ruhe und die Dunkelheit, während wir den Schritten und der Stimme von Sébastien folgen.
Auf der Suche nach dem Schatz Trésor de la Buse*
Jetzt kommt der Augenblick, auf den wir alle warten. Wir quetschen uns in den „Boyau“, einen etwa 15 Meter langen, engen Schlauch, den wir auf allen Vieren passieren müssen. Ein Schauer läuft über unseren Rücken, kühlere Luft steigt aus der Röhre empor… aber auch die leichte Beklommenheit spielt zweifellos eine Rolle! Je enger die Wände werden, desto mehr fühlen wir uns von dieser mineralischen Welt umklammert, die Sensationen steigern sich ins Zehnfache. Das Vulkangestein knirscht unter den Handschuhen und den Knieschützern, während wir uns hindurchschlängeln, zeitweise fast in Bauchlage.
Auf der anderen Seite dieses Schlauches finden wir schnell große Räume. Wir bewundern die Lava-Bänke, die ockerfarbenen Wände oder auch die Tonablagerungen. Die Besonderheit dieses Tunnels sind die Stalaktiten aus Kalkspat und der verhärtete Magnesit. Stellenweise ist der Lavatunnel weiß, als wäre er mit grobem Salz überzogen!
An diesen Wänden entdecken wir alte Inschriften, was bedeuten würde, dass die ersten Seeleute, die einen Zwischenstopp auf der Insel machten, die Höhle kannten. Ich bin mir sicher, dass später viele Menschen mit der Hoffnung hierher kamen, den Schatz Trésor de la Buse* zu finden.“ Auch wenn wir keine mit Goldmünzen gefüllte Truhe finden, so scheint doch der Tunnel selbst stellenweise von Edelsteinen oder Goldblättern bedeckt zu sein. Das ist genug, um die Augen zum Leuchten zu bringen.
Ein Tee in der Dunkelheit
Am Lava-„Propfen“ angelangt, der das Ende des Weges darstellt, hat Sébastien eine Überraschung für uns parat: einen Gewürztee, den wir im Dunkeln trinken, und im Hintergrund hören wir das leise Plätschern des Wassers an den tonhaltigen Wänden.
Es ist Zeit, zum Ausgang zurückzukehren, wo uns eine Seilrutsche oder ein Abseilen für einen letzten Adrenalinkick erwartet. Ein „Papaya-Scheiben“-Lächeln auf den Lippen, erreichen wir das Ufer des Bassin Bleu.
* „La Buse“ war ein französischer Pirat, der sich auf der Flucht vor der französischen und britischen Marine im Atlantik ab 1720 im Indischen Ozean aufhielt.