Ein 360°-Rundumblick muss man sich verdienen!
Mit seiner Höhe von 3.071 Metern ragt er über die Wolken hinaus: der Piton des Neiges bietet einen atemberaubenden Blick auf La Réunion und den Indischen Ozean.
Die Besteigung des Piton des Neiges ist keine normale Wanderung… mein Herz schlägt etwas schneller an diesem frühen Nachmittag auf dem Weg, der oberhalb des Dorfes Cilaos beginnt. Morgen früh werde ich mich über den Wolken befinden, auf dem Dach des Indischen Ozeans!
Der Zustieg beginnt im Schatten des Waldes. Die Steigung wird unmerklich steiler. In den Biegungen der Serpentinen bieten sich einige herrliche Aussichtspunkte über den hinter uns liegenden Talkessel. Dann wird die Vegetation spärlicher, Sträucher treten an die Stelle großer Bäume. Überall wird Vulkangestein sichtbar.
Reif und Vulkanschlacke
Die Sonne sinkt bereits hinter den Horizont, als wir die Unterkunft Gîte de la Caverne Dufour, die sich auf einer Höhe von 2.400 Metern befindet, erreichen. Die Kälte des Südwinters holt uns ein, sobald es dunkel wird. Schnell, zu Tisch, damit uns ein gutes Cari durchwärmt!
Am nächsten Morgen trinke ich lange vor Tagesanbruch einen kochend heißen Kaffee, bevor ich den letzten, so sehnlich erwarteten Anstieg angehe. Im Licht der Stirnlampen brechen wir auf dem steinigen, von weißen Markierungen gekennzeichneten Weg auf, der Reif glitzert auf der Vulkanschlacke. Langsam wird der Himmel im Osten hell, als wir den Gipfel des Piton des Neiges nach einer zweistündigen Anstrengung erreichen.
Und die Welt erwacht
Was für eine Belohnung! Die ersten Lichtschimmer des Tages enthüllen die wunderbare Oberflächengestalt von La Réunion, zeichnen die Silhouette der Steilhänge und Gipfel sanft nach. Ganz unten sind die noch schlafenden Dörfer in den städtischen Lichtern erkennbar. Der Ozean, soweit das Auge reicht… Bald taucht die Sonne hinter dem Horizont auf und richtet ihren Scheinwerfer auf einen atemberaubenden Schauplatz. Unter unseren Füßen befindet sich der rote Felsen des Gipfels mit einer Höhe von 3.071 Metern über dem Meeresspiegel. In südöstlicher Richtung erhellt sich nun der Gipfel des Piton de la Fournaise. Nach und nach tritt der grüne Boden der Talkessel aus dem Schatten. Dieses Schauspiel des erwachenden Tages überflutet mich mit Emotionen. Die Sonne steigt schnell in den Himmel empor, und leider wird es langsam Zeit für den Abstieg. Ich habe den Eindruck, Schönheit und Energie für ein ganzes Jahr getankt zu haben!